Aus jedem Stück Vergangenheit wird ein Unikat der Zukunft
Aus Scheiße Geld machen – jeder kennt diese Redewendung. Bei dem Trend „Upcycling“ wird dies sogar wörtlich genommen: Ein Unternehmen aus Sri Lanka z. B. verwertet Elefantenkot neu und stellt daraus hochwertige Papierprodukte her. Wer hätte das gedacht?
Und nicht nur Elefantenkot, sondern auch die Ausscheidungen anderer Tierarten können zur Papierherstellung herangezogen werden. Pflanzenfresser wie Pferde, Elche oder Rentiere nehmen jeden Tag faserhaltiges Pflanzenmaterial zu sich – und darauf kommt es an. Ein Großteil dieser Fasern wird unverdaut wieder ausgeschieden – dies dient als Rohstoff für die Papierherstellung. Ein Elefant konvertiert täglich bis zu 200 kg Blätter und Gräser in 50 kg Kot – daraus können mehr als einhundert Blatt Papier entstehen!
Upcycling ist Wertschöpfung
Recycling, ich nenne es Down-cycling. Sie schlagen Steine kaputt, sie schlagen alles kaputt. Was wir brauchen, ist Up-cycling, bei dem alte Produkte einen höheren Wert erhalten, keinen geringeren. — Reiner Pilz
Der Begriff „Upcycling” wurde zum ersten Mal von dem Ingenieur und Unternehmer Reiner Pilz in einem Interview von 1994 erwähnt. „Pionier” Pilz erklärte, dass die Welt ohne Wertschöpfung keine gesunde Zukunft habe. Upcycling sei zu verhindern, dass potenziell nützliche Materialien verschwendet werden. Auf diese Weise würde sich der Rohstoffverbrauch bei der Produktion von neuen Waren vermindern, was eine Rohstoffreduktion und eine damit unmittelbar verbundene Verminderung des Energieverbrauchs zur Folge hätte. Das komplette Interview (englisch) gibt es als PDF (ab Seite 14).
Upcycling in Dritteweltländer
In den letzten Jahren hat sich die Idee hinter Upcycling zu einem regelrechten Trend entwickelt. Das Prinzip „aus alt mach neu” ist in der Gesellschaft angekommen. Für manche Menschen ist dies allerdings leider nicht immer nur ein „Hobby”, sondern entsteht aus der Not heraus. In Entwicklungsländern sind die Menschen weit weg von linearwirtschaftlichen Verhältnissen – da wird nichts weggeworfen.
In Sambia zum Beispiel, eines der ärmsten Länder der Welt, wird aus Mangel an fast allem upgecycelt, wo es nur geht. Upcycling ist dort eine alltägliche Sache und wird schon seit Ewigkeiten genutzt, um sich das täglich Brot zu verdienen. Uplifting Unlimited (Facebook-Seite) ist dort beispielweise eine Initiative für Straßenkinder, die aus Materialien, die keinen Nutzen mehr haben, handgemachte Produkte herstellen. Neben Sambia gibt es natürlich genug andere rohstoffreiche, aber dennoch arme Länder, die auf das Prinzip Upcycling quasi angewiesen sind.
Hinter upgecycelten Produkten steckt eine Menge Kreativität und Handarbeit – das hat Upcycling mit Do-It-Yourself gemeinsam. Jeder kann natürlich auch selbst upcyceln. Allerdings müssen die Eigenschaften des wiederverwendeten Materials beachtet werden und oft sind individuelle Zuschnitte bei der Herstellung erforderlich. Das macht jedes Produkt einzigartig. Das Design aus wiederverwendeten Materialen ist handgemacht und daher meistens von besonders hoher Qualität. Faszinierend dabei ist, wie viele unglaublich schöne Produkte aus den unterschiedlichsten Dingen entstehen können. Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten, sich kreativ ausleben und aus Weggeworfenem etwas Neues und Einzigartiges schaffen.
Food-Upcycling: Mhhh, Bananenschalen-Pommes!
Und auch im Food-Bereich ist das Wort Upcycling ein Begriff. Beim Food-Upcycling werden Lebensmittelreste, die normalerweise keine Verwendung haben und im Müll landen würden, verarbeitet. Also alles, was Obst und Gemüse zu bieten hat, wird verwendet.
Als Beispiel wären da die Bananenschalen-Pommes – dabei werden zerkleinerte Bananenschalen mit einer Panade, beispielweise aus Maismehl und Paprikapulver, wie Pommes in Öl gebraten und anschließend wahlweise über Salat gestreut oder einfach so verzehrt. Zudem stecken in der Bananenschale viele wichtige Inhaltsstoffe: doppelt so viele Ballaststoffe wie in der Frucht selbst, Antioxidantien und auch das Glückshormon Serotonin.
Die sonst ungenießbare Schale der Wassermelone lässt sich problemlos einlegen oder zu Marmelade weiter verarbeiten. In Amerika sind die sogenannten „Watermelon Rind Pickles” sehr beliebt. Und auch Apfelschalen oder Spargelschalen lassen sich aufgekocht ideal zu einem Apfelsalat oder zu einer leckeren Spargelsuppe verarbeiten. Den Möglichkeiten sind da keine Grenzen gesetzt.
Wie man sieht, lässt sich also mit etwas Kreativität aus Abfall eine Menge toller Produkte fertigen. Egal ob im Textilbereich oder beim Essen – „aus alt mach neu” ist definitiv ein Trend, der nicht nur nachhaltig ist, sondern auch viel Raum für Kreativität bietet. Upcycling ist allerdings wesentlich mehr als nur ein Trend. Dahinter steckt ein komplexer und vorbildlicher Gedanken, welcher von uns in die Welt hinaus getragen werden sollte!
Beitragsbild: © Tosca M White