Als ich neulich zu Urlaubszwecken ins Reich der Mitte, genauer gesagt nach Beijing gereist bin, war ich äußerst neugierig, das einheimische Essen unter die Lupe zu nehmen. Was wird in China überhaupt gegessen? Nun… um das herauszufinden, muss man eigentlich nur auf die Straße gehen, denn Essen gibt es allerhand, soweit das Auge reicht. Neben kleinen, in Gässchen versteckten Restaurants, besteht auch die Möglichkeit eine Vielzahl an Köstlichkeiten an diversen Straßenständen zu probieren… Fleischspieße, Fisch, aber auch Dumplings erfreuen sich hoher Beliebtheit, sowohl bei den Chinesen, als auch bei Ausländern. Wer Dumplings nicht kennt: Dumplings sind kleine Teigtaschen, vorzugsweise gefüllt mit Gemüse oder Fleisch, die wirklich nur zu empfehlen sind. Doch obwohl alles sehr lecker schmeckte, erinnerte ich mich, mal gehört zu haben, in China könne man auch Insekten essen. Da ich nun wissen wollte, wo man solch unfassbar leckere Viecher essen kann, „yahoote“ (Google ist in China leider gesperrt) ich mögliche Spots. Es dauerte nicht lange bis ich im Netz auf die scheinbar sehr bekannte „Wangfujing Snack Street“ im Bejinger Dongcheng Viertel stieß. Hört sich erstmal ganz lecker an und vor allem sollen Insekten ja proteinhaltig sein… Um das jedoch aus erster Hand zu testen, machte ich mich direkt mit der U-Bahn auf den Weg.
In einer etwas unauffälligeren Seitengasse einer belebten Shoppingmeile sollte jener Feinschmecker auf seine Kosten kommen, der mal etwas Außergewöhnlicheres zwischen die Zähne bekommen wollte. Inmitten rotleuchtender chinesischer Reklameschilder nahm ich sofort einen leicht unangenehmen Geruch wahr. Ob es der Abfall der Essensstände war oder das Essen selbst ist mir bis heute unklar. Aber schon beim Betrachten des ersten Standes war ich mir sicher: Rind, Hähnchen und Gemüse gibt es hier eher weniger. Ich hatte mir aber geschworen, dass ich irgendetwas, in meinen Augen Ekliges, vertilgen möchte. Das Angebot schien vielfältig: Käfer, Seesterne, Tausendfüßler und Skorpione standen direkt beim ersten Imbisstand zur Auswahl. Nach einer kurzen Überlegungsphase entschied ich mich für einen frittierten Skorpion, allerdings ohne seinen Stachel.
Beim Reinbeißen wurde mir, um ehrlich zu sein, ein wenig mulmig, was mich da nun geschmacklich erwarten würde. Obwohl die kleinen Beinchen des Skorpions ein wenig zwischen den Zähnen hängenblieben, war ich dennoch positiv überrascht, dass es doch besser schmeckte als zunächst befürchtet. Müsste ich es mit verbundenen Augen probieren, hätte ich wahrscheinlich eher darauf getippt, dass ich gerade Chips esse.
Also gut… ich war schon mal mutig genug, so etwas zu essen. Trotzdem wollte ich den Geschmack irgendwie loswerden. Zum Nachspülen eignete sich hierzu ein kühles Softgetränk ein paar Meter weiter.
Als ich weiter über den Markt schlenderte, schaute ich gespannt nach links und rechts, um weitere „unnormale” Delikatessen zu sehen. Umso weiter ich ging, desto extremer wurden die Speisen: Vogelspinnen, Seepferdchen, Riesen-Heuschrecken, Eidechsen und sogar Schlangen. Dagegen sah mein Skorpion wirklich lächerlich aus.
Aber wer isst denn so etwas Abartiges? Ich würde eigentlich behaupten, dass niemand daran Gefallen finden könnte. Deswegen war ich auch ziemlich schockiert, als ich dann an einem der Stände eine blonde junge Frau sah, die sich wie selbstverständlich eine Schlange am Spieß bestellte… als würde sie in die leckere Zuckerwatte vom Jahrmarkt beißen. Da ich unmittelbar neben ihr stand und sie aus diesem Grund womöglich entsetzt und angeekelt zugleich anstarrte, fragte sie mich aus heiterem Himmel, ob ich nicht mal probieren möchte. Naja, wenn ich schon mal hier bin, wieso eigentlich nicht?! Als ich einen fingerbreiten Bissen zu mir nahm, kam (nicht ganz ernst gemeint) unmittelbar die Frage: „Und, ist es nicht lecker?“. „Ja, hast’ recht, ist nicht lecker!“, antwortete ich direkt. Und das war noch untertrieben. Es war wirklich ungenießbar… als würde ich auf einer Batterie herumkauen. Wem’s schmeckt…!
Im Großen und Ganzen kann ich jedoch zusammenfassend sagen, dass der Besuch der Wangfujing Snack Street wirklich interessant war. Skorpion essen schön und gut, aber die Schlange hat weder Nährstoffe, noch ist sie besonders delikat in meinen Augen. Auch die Vogelspinnen, Seesterne und Eidechsen konnten mich insgesamt wenig überzeugen, vor allem auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sie im Gegensatz zu Heuschrecken und anderen Insektenarten nicht sonderlich proteinhaltig und nahrhaft sind.
Wen die Neugier nun trotzdem gepackt hat, dem kann ich nur empfehlen: auf nach China! Seid mutig! 😉
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