Eine kleine Fotomontage aus einer Erinnerung
In meiner Kindheit fuhren wir als Familie jedes Jahr in meine Heimat nach Polen zu unseren Verwandten. Ich kann mich noch gut erinnern, dass sich für mich drei Dinge änderten, nachdem wir die Grenze überquert hatten:
1. Plötzlich lag überall Schnee. Als hätte der Schnee auf der deutschen Seite keine Einreisegenehmigung…
2. Der Geruch – alles roch nach Kohleöfen, in welchen Kohle scheinbar am wenigsten verbrannt wurde. Und…
3. Auf den Straßen fuhren zu gefühlten 90 % Fiat 126 langsam durch den Schnee.
Die Idee
Meine anderthalb Jahre alte Tochter veranstaltete an einem Samstag nachts ein Kreischkonzert, das einem gefüllten Stadion in nichts nachstand. Da die Nacht für mich vorbei war, wartete ich bis Mathilda wieder schlief und beschloss, meine Erinnerung in einer Fotomontage umzusetzen.
Ich hatte dieses Bild vor Augen… Ein Fiat, der sich versucht, durch tiefen Schnee zu kämpfen. Im Hintergrund ein Wald. Vielleicht ist jemand unterwegs, um einen Weihnachtsbaum zu schlagen…
Der Plan
Ich brauche eine Schneelandschaft! Gut, dass wir ein paar Tage zuvor unsere Vorratsregale gefüllt haben. Denn dafür geht der komplette Vorrat an Mehl drauf… CHECK!
Kakao muss für den dreckigeren Schnee herhalten… CHECK!
Ein Tapeziertisch mit Folie… CHECK!
Das Auto ist ein Modellauto meines Sohnes 🙂 … CHECK!
Den Wald für den Hintergrund finde ich in meiner Bilddatenbank… CHECK!
Ein Bild von mir, hinter einem Steuer sitzend… Das ist wohl das kleinste Problem… CHECK!
Die fotografische Umsetzung
Ab in mein Studio, welches sich glücklicherweise nur ein paar Treppenstufen weiter unten befindet. Dort baue ich einen Tapeziertisch auf, lege eine Folie drüber und beginne damit, das Mehl zu verteilen. Es soll schön gleichmäßig aussehen. Durch ein Sieb gestreut, sieht es auch ganz brauchbar aus.
Vorsichtig über den „Schnee” gefahren, steht der Fiat jetzt an seiner richtigen Position. Auch diesen bestreue ich mit Mehl. Um die Seiten des Autos zu treffen, puste ich gegen das fallende Mehl.
Etwas fehlt noch für ein kaltes Gefühl in den Fotos: Schneeverwehungen! Diese zu erzeugen, war auch nicht besonders schwierig. Als Dampfer (nicht Raucher, in E-Zigaretten entsteht kein Rauch), kann ich den Dampf einfach in die Kulisse blasen.
Mit den Fotos des Wagens bin ich schon zufrieden. Den Rest werde ich in Photoshop erledigen.
Da ich weiß, in welcher Position der Fiat in dem Foto steht, versuche ich mich auf einem Stuhl passend dazu zu fotografieren. Das dauert doch länger als ich dachte, ist aber letztendlich ein ordentliches Ergenbnis.
Die Fotomontage
Der mindestens genau so wichtige Teil der Umsetzung ist der Photoshop-Part. Irgendwie muss man die Fotos ja zusammenbekommen. Und das auch noch relativ realistisch. Also Teile ausschneiden, einfügen; Farben, Helligkeit, Kontrast abstimmen. Danach das gesamte Bild bearbeiten und ihm einen persönlichen Touch verpassen.
Mit den einzelnen Schritten werde ich euch hier nicht langweilen, denn es wären ca. 40 Screenshots. Daher findet ihr hier einen Ausschnitt, der die wesentlichen Schritte zeigt.
Das Ergebnis
Mir fehlt noch etwas an dem Bild… Was genau, weiß ich nicht. Vielleicht habe ich irgendwann eine Eingebung, wenn ich später mal über das Bild stolpere. Möglicherweise baue ich noch einen Tannenbaum aufs Dach, mal sehen. 😉 Aber sonst finde ich die Fotomontage (auch Composing genannt) durchaus in Ordnung. Mein Kopf ist ziemlich voll mit Ideen für neue Composings und ich freue mich jetzt schon, sie hier mit euch teilen zu dürfen.
Es braucht keine Fotomontage, um tolle Bilder zu machen. Also packt eure Kameras oder Smartphones aus und schießt Bilder.