Die meisten Leute feiern Weihnachten, weil die meisten Leute Weihnachten feiern. — Kurt Tucholsky
Jährlich wird weltweit das Fest der Liebe, des Friedens und der Freude gefeiert – Weihnachten! Für die meisten gehört Weihnachten zu den wichtigsten Feiertagen im Jahr. Längst ist Weihnachten auch kein reines (ursprünglich) christliches Fest mehr und für viele eher ein kulturelles als ein religiöses Fest. Aber warum feiern wir eigentlich Weihnachten und woher kommen die verschiedenen Bräuche?
An Weihnachten wird die Geburt Jesu gefeiert. Jesus oder auch Christus (Bedeutung: der Gesalbte/der Erlöser) ist nach christlichem Glauben der Sohn Gottes. Wann genau Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Im Allgemeinen wird aber der 25. Dezember als sein Geburtstag genannt, denn es wird gesagt, dass am 25. März der Engel Gabriel der Jungfrau Maria die Geburt ihres Sohnes verkündet hat. Wenn Jesus also genau neun Monate später geboren wurde, ist sein Geburtsdatum logischerweise der 25. Dezember. Der eigentliche Grund aber: Früher feierte man in vielen Kulturen am 25. Dezember die Sonnenwende zu Ehren der Götter, heutzutage fällt diese aufgrund der Zeitversetzung auf den 21. Dezember. Mit der Erklärung des Christentums zur Staatsreligion feierten die Christen nun nicht mehr die Geburt des Sonnengottes, sondern die Geburt Jesu, dem Lichtbringer und Heiland.
Bräuche und Sitten
Heutzutage feiern viele Menschen Weihnachten, obwohl sie keine gläubigen Christen sind. Vorallem in den westlichen Ländern ist Weihnachten mittlerweile eher ein kulturelles als ein religiöses Fest. Mit der Zeit entstanden die verschiedensten Sitten und Bräuche.
Zum Beispiel schmücken viele zu Weihnachten einen Baum. Schon im antiken Rom schenkte man sich zu besonderen Anlässen Zweige und Kränze von Nadelbäumen. Und auch im Mittelalter wurden zur Weihnachtszeit Misteln, Tannen- oder Eibenzweige aufgehangen. Sie sollten Schutz und Glück bringen und auch böse Geister vertreiben. Tannenbäume galten zudem als Symbol für das Leben. 1419 soll der erste Weihnachtsbaum, geschmückt mit Obst, Nüssen und Lebkuchen, in Freiburg aufgestellt worden sein. Es setzte sich durch, dass man statt einzelne Zweige aufzuhängen, einen ganzen Baum „aufstellte”. Damit das Ganze festlicher wurde, fing man an, den Baum zu schmücken. Schließlich machte Martin Luther den Christbaum in ganz Deutschland berühmt und so etablierte er sich schon bald in ganz Europa. Zunächst in England, wo die Königin Victoria 1840 zum ersten Mal einen Wehinachtsbaum schmücken ließ, dann in Frankreich und mit den europäischen Auswanderern schließlich auch in Nordamerika. Heutzutage ist der Tannenbaum ein fester Bestandteil von Weihnachten. Bevor der Weihnachtsbaum zum Symbol für Weihnachten wurde, war es zunächst noch eine Weihnachtskrippe. Die erste Weihnachtskrippe soll 1562 aufgestellt worden sein. Und auch heute stellen viele Leute noch eine Krippe auf.
Zu Weihnachten gehören natürlich auch der Weihnachtsmann und das Christkind. Das Christkind ist vermutlich eine Erfindung von Martin Luther. Statt dem heiligen Nikolaus sollte das Mädchen mit weißem Kleid und Schleier die Weihnachtsgeschenke überbringen. Der Weihnachtsmann wurde erstmals 1835 in einem Lied mit dem Titel „Morgen kommt der Weihnachtsmann” von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben erwähnt. Die Vorstellung und das klassische Bild des Weihnachtsmann, alter Mann mit langem Bart im rot-weißen Mantel und Zipfelmütze, wurde sicherlich durch eine, im Jahre 1931 ins Leben gerufene, Werbekampagne von Coca Cola geprägt. Allerdings soll der Weihnachtsmann bereits im Jahr 1846 auf eine ähnliche Art und Weise dargestellt worden sein.
Auch der Adventskranz ist eine realtiv neue Erfindung. Erstmals 1839 soll ein Hamburger einen Holzkranz mit 23 Kerzen gebaut haben, um die Wartezeit auf Weihnachten zu verkürzen. Der Adventskranz, wie wir ihn heutzutage kennen, verbreitete sich um 1900 in Deutschland. Und auch der Adventskalender ist eine Erfindung eines Münchener Unternehmen. 1903 stellte dieses Unternehmen zum ersten Mal einen Kalender mit 24 Feldern her, die mit bunten Bildchen beklebt wurden.
Zu Weihnachten gehört natürlich auch immer ein Festessen. Traditionell gibt es meistens eine Weihnachtsgans. Das hängt mit dem Sankt-Martins-Tag am 11. November zusammen. Denn da beginnt eine Fastenzeit, die mit einem Festmahl endet. Der 24. Dezember war eigentlich ein Fastentag, deswegen servieren manche Menschen auch heute noch das Festmahl erst am 25. Dezember und an Heiligabend oft weniger aufwändige Mahlzeiten (Kartoffelsalat mit Bockwurst ist beliebt).
Andere Länder, andere Sitten
In deutschen Familien findet die Bescherung meist am 24. Dezember, also Heiligabend statt. Am Abend wird die Familie zusammengerufen und die Kinder dürfen unter dem Weihnachtsbaum die Geschenke auspacken. Anschließend wird gemeinsam gegessen und danach, oder teilweise auch vor der Bescherung, in die Kirche gegangen. Zwar haben sich Traditionen und Weihnachtsbräuche im Laufe der Jahre über die Kontinente verbreitet, allerdings sind viele Bräuche von Land zu Land verschieden und vielseitg.
In den USA werden die Geschenke am Morgen des 25. Dezember ausgepackt. Die Kinder hängen am Abend zuvor Stiefel an den Kamin und hoffen, dass Santa Claus (amerikanische Version des Weihnachtsmann) sie reich beschenken wird. Heilligabend ist in Amerika eher weniger von Bedeutung. Am Christmas Day, der 25. Dezember, gibt es dann das Festmahl, an dem meist Truthahn serviert wird. Die Kinder ziehen in der Vorweihnachtszeit von Haus zu Haus und bekommen dafür kleine Anerkennungen und Süßigkeiten geschenkt. Die Amerikaner vermischen Bräuche aus vielen verschiedenen Ländern miteinander. Kleiner Fakt am Rande – ihr habt sicherlich schon öfter gesehen, dass in Amerika häufig „X-Mas” geschrieben wird. Auch das hat eine Bedeutung, denn im griechischen ist das ‚X’ nämlich der Anfangsbuchstabe von Christus.
Auch in England werden die Geschenke meist am Morgen des 25. Dezember ausgepackt. Diese werden von Father Christmas gebracht. Am 25. gibt es auch ein Festessen, an dem Truthahn und der typisch englische, flambierte Plumpudding und Eierpunsch serviert wird. Während des Weihnachtsessens tragen die Engländer häufig Papphüte und zünden Knallfrösche. Zudem sitzt die Familie traditionell vor dem Fernseher und schaut sich gemeinsam die Weihnachtsansprache der Queen an den Commonwealth an. Der 26. Dezember wird als Boxing Day bezeichnet. An diesem Tag werden traditionell Bekannte und Freunde besucht. Zum Abschluss der Weihnachtszeit, am 6. Januar, besucht die Gestalt Mari Lwyd die Engländer. Mari Lwyd ist eine als Pferd verkleidete Person, die an die Haustür klingelt und den Bewohnern ein Rätsel stellt, in der Hoffnung, dass diese das Rätsel nicht lösen können und die Gestalt somit etwas zu Essen und Trinken bekommt. Der Brauch, sich unter einem Mistelzweig zu küssen, kommt übrigens auch aus England. Misteln stehen als Zeichen von Frieden und Versöhnung.
Am 24. Dezember gibt es auch in Mexiko eine Mitternachtsmesse für die Familien. Zudem werden Freudenfeuer und Feuerwerkskörper entzündet und der Blumentanz „Baile de la Flor” aufgeführt. Weihnachten ist in Mexiko ein buntes Treiben – bei den „psadas” wird die Herbergssuche von Maria und Josef nachgespielt. Und auch die „Pinatas” spielen eine wichtige Rolle, vorallem für die Kinder. Mit verbundenen Augen müssen sie versuchen die mit Süßigkeiten gefüllten Pappmaschee- oder Tongefäße von der Zimmerdecke zu schlagen. Der Brauch, Weihnachten zu feiern, kam vor etwa 300 Jahren mit den spanischen Eroberern nach Mexiko.
In Spanien findet die Bescherung erst am 6. Januar statt. Denn dort sind die heiligen drei Könige die Gabenbringer. Ihre Ankunft wird meist mit einem Umzug oder einer Aufführung gefeiert. Kinder, die unartig waren, bekommen statt einem Geschenk Kohlestücke. Am 24. Dezember gibt es ein Festessen und die Mitternachtsmesse „Misa del Gallo” wird, zusammen mit der Familie, besucht. Nach der Messe sammeln sich die Menschen auf einem Dorfplatz und tanzen, singen und feiern während ein großes Feuer entzündet wird. Vom 30. Dezember bis zum 1. Januar findet die sogannte Fiesta de la Coretta statt. Es wird Holz gesammmelt und gesegnet. Zudem wird eine Kiefer gefällt, die geschmückt durch den Ort getragen wird. Außerdem gibt es viele weitere traditionelle Feste und Weihnachtsspiele.
In Schweden beginnen die weihnachtlichen Feierlichkeiten wie in Deutschland am 24.Dezember. Die Geschenke werden allerdings vom „Julbock” gebracht. Das geht auf die Tradition des Julfests zurück. Dargestellt werden soll damit vermutlich der Ziegenbock des Gottes Thor. In Schweden gibt es zudem den Brauch, an Weihnachten dem Kobold Tomte eine Schüssel mit Brei auf die Fensterbank zu stellen. Das soll bewirken, dass er den Menschen wohl gesonnen bleibt und keine Streiche spielt. Grade in den skandinavischen Ländern ist das Weihnachtsfest sehr beliebt und die Festlichkeiten dauern mehrere Wochen an. In Finnland zum Beispiel besucht der Weihnachtsmann bereits in der ersten Adventswoche die Bewohner des Landes um sie auf das Weihnachtsfest einzustimmen.
Interessant sind auch die Festlichkeiten in den Niederlanden – dort steht nähmlich der 6. Dezember, also Nikolaus, im Mittelpunkt. Der Nikolaus wird in den Niederlanden als Sinterklaas bezeichnet. Zudem gilt er, neben dem Gabenbringer, als Schutzpatron für die Seefahrer. Am letzten Novembersamstag kommen Sinterklaas und sein Weggefährte Zwarter Piet mit einem Schiff im Hafen an und werden von vielen Menschen und auch der Königin erwartet. Auf einem Schimmel reitet Sinterklaas an Land und wird von läutenden Glocken und der Menschenmenge empfangen. Am Ankunftstag von Sinterklaas stellen die Kinder ihre Schuhe auf und legen ihre Wunschzettel hinein. Daneben wird Wasser, Heu oder eine Mohrrübe für das Pferd von Sinterklaas bereitgestellt. Die Weihnachtsbäume werden erst geschmückt, wenn Sinterklaas das Land wieder verlassen hat. Der 5. Dezember ähnelt vom Ablauf her unserem Heiligabend.
Da Australien auf der anderen Seite der Erdkugel liegt, wird dort Weihnachten meist bei sehr hohen Temperaturen gefeiert. Allerdings ist auch der Weihnachtsbaum in Australien Tradition. Schon am 15. Dezember werden dort meist künstliche Bäume aufgestellt und geschmückt. Am Morgen des 25. Dezember ist Bescherung und auch ein traditionelles Festessen mit Truthahn, Gemüse und Pudding gibt es. Weihnachten wird in Australien viel draußen gefeiert. Zum Beispiel werden am 25. Dezember in vielen Parks Weihnachtsgrillpartys veranstaltet.
In den asiatischen Ländern werden an die Weihnachtsbäume Wunschzettel gehängt, auf denen die Wünsche der Familienangehörigen oder Freunde vermerkt sind. Meistens stehen aber leider die Geschenke im Vordergrund. In Japan glauben viele daran, dass Santa Claus am 25. Dezember geboren worden ist. In kleineren christlichen Gemeinden auf dem Land in Japan wird Weihnachten jedoch, wie bei uns, als Höhepunkt des Gemeindelebens angesehen und dementsprechend noch traditionell gefeiert.
Weihnachten – made in Germany?
Egal ob Weihnachtsbaum, Christkind, Weihnachtsmann, Adventskranz oder Adventskalender – dies sind also alles „Erfindungen”, die aus deutschem Hause stammen. Natürlich könnte man sich jetzt darüber streiten, ob aus Weihnachten mittlerweile ein reines Konsumereignis geworden ist, denn der eigentliche Ursprung ist schon lange entfremdet worden. Das, was allerdings vor Jahrhunderten schon wichtig war – Weihnachten ist ein Familienfest und man sollte die kostbare Zeit mit der Familie genießen. Zumindest seid ihr jetzt ein wenig schlauer, was den eigentlichen Ursprung von Weihnachten angeht, oder auch nicht. 😉 Auch ich werde Weihnachten, wie jedes Jahr, mit der Familie verbringen. Am Morgen des 24. Dezember wird der Baum aufgestellt und geschmückt. In früheren Zeiten sind wir nachmittags auch immer noch zur Kirche gegangen, aber diese Tradition ist mittlerweile verflogen. Zum Abend gibt es dann das leckere Festessen und dann gehts daran, Geschenke auszupacken! Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag wird dann der Rest der Familie sowie Verwandte besucht. 🙂 Ich wünsche allen fröhliche Weihnachten und ein besinnliches Fest! Hier ist eine Katze… 😉
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