In gemeinsamer Zusammenarbeit der Flüchtlingsunterkunft in Hiltrup, dem MSC-Welthaus und dem Flüchtlingsnetzwerk Hiltrup wurde im Februar 2016 eine Nähwerkstatt eröffnet, in der einfache Produkte selbst hergestellt und gegen eine Spende abgegeben werden können. Ziel dabei ist es, mit den Spenden die Nähwerkstatt langfristig zu unterhalten und bei erfolgreicher Entwicklung auch professionell durch den Verkauf der Produkte zu betreiben. Die Nähwerkstatt ist als offenes Angebot konzipiert worden. Sprachliche Verständigungsprobleme und die ein oder andere Panne bleiben da nicht aus.
Ziel der Nähwerkstatt ist es aber vor allem, Frauen aller Kulturen Begegnungen zu ermöglichen, Beschäftigung anzubieten und Kleidung herzustellen oder zu reparieren. Man müsse Möglichkeiten finden, die vielen Angekommenen in unserer Gesellschaft aufzunehmen, Beschäftigung anzubieten, natürliche Begegnungen zu ermöglichen und Sprache im Alltagskontext beizubringen.
Dabei wurde eine Produktlinie unter dem Namen HilDe (Hiltruper Design mit Herz) entwickelt, deren Produkte in der Werkstatt hergestellt werden. Derzeit werden Schlüsselbänder und Handytaschen in der Nähwerkstatt gefertigt, weitere Produkte sollen folgen. Die Flüchtlingsfrauen, die die Produkte fertigen, bekommen als Dankeschön für ihre Arbeit Stoffgutscheine, mit Hilfe derer sie individuelle Projekte verwirklichen können. Zudem ist die langfristige Vision der Nähwerkstatt, kleine Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und die HilDe-Produkte gewerbsmäßig zu vertreiben.
Schnell fanden sich engagierte Helfer, die bei der Organisation der Nähwerkstatt unterstützen. Darunter unter anderem auch eine türkische Schneiderin, die Anleitungen gibt oder eine Iranerin, die dabei hilft sprachliche Barrieren zu überwinden. Aber auch die Ordensschwestern des Missionshauses helfen bei allen großen oder kleinen Fragen und sorgen für einen geordneten und liebevollen Rahmen.
Mit Hilfe eines professionell in Auftrag gegebenen Flyer in englischer und arabischer Übersetzung, der in den Flüchtlingsunterkünften, Kirchen und anderen Begegnungstreffen verteilt wurde, fanden schnell Frauen zusammen, die mit viel Freude in der Nähwerkstatt zusammen arbeiten. Die Nationalitäten sind gemischt. Ob deutsch, französisch, syrisch, arabisch oder iranisch – in der Nähwerkstatt findet ein gegenseitiges Von-einander-lernen statt. Es gibt einige ausländische Frauen, die in Hiltrup gut integriert sind und somit eine Position als Bindemitglieder einnehmen in Form von übersetzten, erklären etc. Seit Beginn der Nähwerkstatt finden parallel zwei Angebote statt. Zum einen Musik machen für Kinder und zum anderen Sprachen lernen für alle. Dabei werden Plakate mit Fachwörtern aus dem Bereich textiler Herstellungsprozesse gestaltet und weiter entwickelt.
Die Grundausstattung für die Nähwerkstatt wurde komplett gespendet und durch Privatspenden finanziert. Auch zahlreiche Sachmittel wurden gespendet. Darunter 6 Nähmaschinen, 2 Bügelbretter, 2 Bügeleisen sowie Nadeln, Stoffe, Garn und Knöpfe. Zudem kamen insgesamt 1700,-€ durch Spenden zusammen. Aufgrund der wachsenden Gruppe wird die Ausstattung nach und nach weiter aufgestockt.
Und das Projekt wächst – was im Februar mit vier Flüchtlingsfrauen angefangen hat, ist nun bei rund 40 Menschen pro Treffen angekommen. Einige Flüchtlinge kommen auch eigens wegen des Sprachangebots, welches dem offenen Charakter der Nähwerkstatt entsprechend als Sprachcafé konzipiert ist.
Mit Hilfe von weiteren Spenden soll die Nähwerkstatt weiter aufgebaut werden. Unter anderem soll der Maschinenpark erweitert werden und weitere Nähmaschinen angeschafft werden. Zudem soll eventuell eine zweite Nähwerkstatt in einer weiter entfernt gelegenen Flüchtlingsunterkunft aufgebaut werden.
Außerdem werden weiterhin Spenden für Materialnachschub benötigt. Auch in ein Rahmenprogramm in Form von Beschäftigungs- und Spielangeboten für die Kinder soll investiert werden. Interessierte können gegen eine Spende HilDe-Produkte erwerben. Weitere Informationen findest du auf der Homepage des Flüchtlingsnetzwerkes Hiltrup.
Bildnachweis: Die in diesem Beitrag verwendeten Fotos wurden von Hil.De zur Verfügung gestellt.