Was haben ‚dentists‘ (engl. für Zahnärzte) überhaupt mit Handarbeit zu tun?
Der eingetragene Verein „Dentists for Africa“ wurde im Oktober 1999 im thüringschen Sömmerda unter dem Namen Arzt- und Zahnarzthilfe Kenya e.V. gegründet. Ziel war es, auch der armen Bevölkerung Kenias den Zugang zu einer grundlegenden zahnärztlichen Versorgung zu ermöglichen. Neben der Errichtung von bereits insgesamt elf Zahnarztpraxen und der Ausbildungsförderung junger Kenianer und Kenianerinnen im Rahmen eines Waisenprojekts wurde schnell erkannt, dass die Hilfsorganisation weitere soziale Projekte in Kenia ins Leben rufen wollte. Eines dieser Projekte findet im Witwendorf von St. Monica Village in der Provinz Nyanda statt. Hierbei haben sich mehrere hundert Frauen, die größtenteils HIV infiziert sind und zumeist aus diesem Grund sozial ausgegrenzt wurden, zu einer Selbsthilfegruppe angeschlossen, um sowohl der Armut ihrer Familien entgegenzuwirken als auch die allgemeinen Lebensumstände zu verbessern.
Nyabondo in Kenia ist die Heimat von 250 Mitgliedern der Witwenkooperative St. Monica Village. Witwen, die ein modernes Frauenbild in Afrika leben und die der traditionellen Vererbung an den nächsten männlichen Verwandten, des sexuellen Missbrauchs durch einen Witwenreiniger und der Entrechtung nach dem Tod des Ehemannes entfliehen.
Im St. Monica Village finden sie Hoffnung und Zuversicht. In vielen kleinen Aufgabenbereichen engagieren sie sich um ihre Kinder selbst versorgen zu können nachdem ihre Ehemänner meist an AIDS gestorben sind.
Ein selbst organisierter Kindergarten macht es den Müttern möglich, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Die sonst oft hungernden Kinder bekommen dort ein Frühstück und ein Mittagessen.
Durch eine Bücherei wird der Kauf von teuren Schulbüchern vermieden. Ein Gemüsegarten, Hühnerhaltung, eine Milchkuh und zwei Bienenvölker liefern den Witwen Grundnahrungsmittel und unterstützen den Cateringservice und die Bäckerei der Witwen.
Bei einer HIV Infektionsrate von 20 % und einem Durchschnittsalter von nur 19 Jahren in dieser Region richten die Witwen hauptsächlich Beerdigungen aus. Die Not ist groß doch sie bietet auch die Möglichkeit, bei all dem Elend etwas Einkommen zu generieren, das bedürftigen Frauen und Kindern hilft. Aber auch ärztliche Hilfe ist überlebenswichtig, eine Krankenversicherung jedoch meist unerschwinglich. Zur Finanzierung einer Versicherung stellen die Witwen bunte Armbändchen her, die in Deutschland zum Preis von fünf Euro verkauft werden. Fünf Euro, die ausreichen um eine Mama und all ihre Kinder für einen Monat zu versichern.
Sie nennen sie Uzingo Bändchen, denn Uzingo ist Kisuaheli und bedeutet Zukunft. Neben den Bändern stellen sie auch Körbe aus Palmblättern oder Papyrus her und betreiben eine Schneiderei. Die Handarbeiten bekommen seit kurzem ein Etikett mit der Aufschrift „St. Monica Village Nyabondo, Kenia“. Es macht die Witwen sehr stolz, diese Etiketten aufzunähen, denn sie wissen dann, dass sie etwas geschafft haben. Etwas eigenes, das Ihnen Selbstwertgefühl und Zuversicht zurückgibt in einem Umfeld, das von männlicher Dominanz und Traditionen beherrscht wird.
Auch die 59 jährige Cuslia ist eine von ihnen. Nachdem ihr Ehemann und all ihre sechs Kinder an AIDS verstarben, nahm sie ihre Enkelkinder zu sich und lebt seitdem mit ihnen in einer kleinen Lehmhütte im Dorf. Cuslia und die anderen Frauen betreiben HIV-Aufklärung und unterstützen das Witwendorf finanziell unter anderem mit dem Verkauf mühselig hergestellter Handarbeiten. Dazu gehören Kleidungsstücke, Körbe, Schmuck, Strickwaren, Tischdecken, Schürzen und Grußkarten, die durch die Mitnahme von Organisationshelfern auch in Deutschland verkauft werden können. Durch die daraus erzielten Einnahmen können weitere soziale Projekte zur Verringerung der Armut unterstützt werden. Auch Cuslias Enkelkinder haben somit die Möglichkeit, den bezahlungspflichtigen Kindergarten zu besuchen.
Dennoch ist das Witwendorf der Dentists for Africa e.V. finanziell auf Privatspenden angewiesen, um auch weiterhin diese schönen Handarbeitsgegenstände herstellen zu können.
Wenn du gerne helfen möchtest, dann schau doch einfach mal auf der Homepage vorbei. Es lohnt sich bestimmt!
Lieben Dank an Katharina Weiland-Zejewski!
Bildnachweis: Die in diesem Beitrag verwendeten Fotos wurden von Dentists For Africa e.V. zur Verfügung gestellt.